Eine Inspiration für junge Athlet:innen - Vorbild Kibet zurück in Deutschland
ESSEN – Alfred Kibet (KEN) hat nie vergessen, wie er 1989 zum ersten Mal seine Heimat Kenia verließ, um an der Universiade in Duisburg teilzunehmen.
„Ich war begeistert“, erzählte Kibet dem FISU Games News Service. „Deutschland war damals sehr fortschrittlich. Wenn man reisen wollte, gab es Züge. Wenn man den Bus nehmen wollte, gab es Busse. Die Straßen waren in gutem Zustand. Es gab Hotels. Es gab buchstäblich alles.
Ich bin so verbunden mit dem Ruhrgebiet, dass es mir nie aus dem Kopf gegangen ist. Es war eine großartige Erfahrung für mich.
Ich mochte das Essen und die Menschen und habe mich sehr wohl gefühlt. Ich mochte Deutschland. Ich habe sogar etwas Deutsch gelernt und es hat mir Spaß gemacht, es zu sprechen.“
Jetzt ist Kibet nach 36 Jahren, im Alter von 60 Jahren, als Leiter der kenianischen Delegation in die Region zurückgekehrt. Er nutzte seine Erfahrungen als junger Mann als Sprungbrett für seine Karriere – das perfekte Vorbild für die ebenso begeisterten jungen Athlet:innen in seinem Team.
„Ich war 1989 1500-Meter- und 800-Meter-Läufer, aber ich war nicht besonders gut“, sagte er. „Es gab bessere Athleten. Das war aber nicht wichtig.
Die Erfahrung in Duisburg führte mich zu einem Leben im Sport. Ich ging in den Bildungsbereich, absolvierte eine Ausbildung zum Lehrer, arbeitete an Schulen und an Universitäten und habe Sportprogramme entwickelt.
Ich habe interkollegiale, interregionale Spiele und Veranstaltungen in Ostafrika organisiert. Außerdem bin ich Schatzmeister der Federation of Africa University Sports. Ich bin also ziemlich beschäftigt.“
Bildungsauftrag
Die Bildungsmöglichkeiten, die Rhine-Ruhr 2025 eröffnen kann, sind für sein Team ein ebenso großes Ziel wie Medaillen.
„Für uns ist es sehr wichtig, Stipendien für kenianische Athlet:innen zu bekommen“, sagte Kibet. „Wir haben Student:innen aus den USA, Japan und Katar im Team. Insgesamt sind wir 23 Athlet:innen. Wir würden uns auch freuen, wenn einige unserer Athlet:innen in Deutschland studieren würden. Hier zu sein, ist eine der besten Motivationen, um sie dafür zu begeistern.“
„Wir geben ihnen viele Ratschläge zu den Vorteilen des Sports. Nichts motiviert junge Menschen mehr als die Aussicht auf eine Ausbildung und die Chance auf einen Arbeitsplatz nach dem Laufen.“
Kibet ist ein Paradebeispiel dafür. Er spricht die Einheimischen auf den Straßen von Essen begeistert an und zeigt ihnen seine alte Akkreditierung aus Duisburg von 1989.
„Als ich die Chance bekam, wieder hierher zu kommen, habe ich sofort zugesagt“, sagte er. „Jedes Mal, wenn ich an einen Ort komme, zeige ich den Leuten meine Akkreditierung von 1989 und sage ihnen, dass ich ein Veteran bin, dass ich mich damit brüsten kann. Das ist eine große Ehre.“
Laufen als Tradition
Kenia ist bekannt für seine Langstreckenläufer:innen. Auch diesen Sommer werden auf der Bahn wieder Spitzenleistungen erwartet.
Warum ist diese Nation so stark?
„Die Tradition ist etabliert. Sie begann in den 1950er Jahren, danach gab es Größen wie Kipchoge Keino, der in den 60er und 70er Jahren lief sowie viele weitere Vorbilder, die andere inspirierten.
Laufen hat eine lange Tradition. In Kenia sind die Schulen weit entfernt. Die Kinder laufen zur Schule. Sie müssen laufen, es gibt kein Verkehrssystem wie in Deutschland. Beim Laufen wird der Nachteil zum Vorteil.“
Kibet sieht die lebenslangen Vorteile, die Sport mit sich bringt: „Ich laufe immer noch gern“, sagte er. „Wir wollen nicht, dass Kinder untätig sind. Wir möchten, dass sie aktiv sind und nicht abgelenkt.
Wir wollen, dass sie Sport als etwas sehen, das Disziplin fördert, sie beschäftigt und sauber hält, den Konsum von Drogen verhindert und dazu beiträgt, dass sie gesund bleiben. Wir trainieren Student:innen, aber auch die Gemeinschaft. Wenn sie gewinnen, feiern wir.“
Kibet nähert sich dem Ende seiner Karriere, daher muss die neue Generation nun übernehmen.
„Meine Karriere als Läufer hat mich direkt zu einer Anstellung geführt. Jetzt bin ich bald bereit für den Ruhestand, also ist es Zeit für die anderen, mich zu ersetzen.“